Blutiges Schröpfen (Hijama): Wundermitt­el oder Aberglaube?

Blutiges Schröpfen, auch bekannt als Hijama, ist eine faszinierende, jahrtausendealte Methode, die heute eine Renaissance erlebt. Dieser Beitrag taucht tief in die Welt des Hijama ein, erklärt seine Ursprünge, die Methode selbst und warum es für einige Menschen mehr als nur eine alternative Heilbehandlung ist.

Was ist blutiges Schröpfen?

Beim blutigen Schröpfen werden kleine Schnitte auf der Haut gemacht, über die dann spezielle Schröpfgläser gesetzt werden. Durch den Unterdruck in den Gläsern wird altes, stagnierendes Blut aus diesen Schnitten gezogen.

Die Idee dahinter? Die Entfernung dieses „schlechten“ Blutes soll die natürliche Heilung des Körpers fördern, die Blutzirkulation verbessern und „schlechte“ Energien entfernen.

Herkunft und Bedeutung von Hijama

Der Begriff „Hijama“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet „absaugen“ oder „herausziehen“. Diese Bezeichnung fängt die Essenz der Praxis perfekt ein: Durch das Absaugen von Blut sollen körperliche und energetische Blockaden entfernt werden, was zu einer besseren Gesundheit und einem gesteigerten Wohlbefinden führen soll.

Inhaltlich steht Hijama für eine Reinigung – nicht nur des Körpers, sondern auch des Geistes. Es wird angenommen, dass durch diese Technik schlechte Blutbestandteile und schädliche Substanzen aus dem Körper entfernt werden, was die Selbstheilungskräfte aktiviert und die Gesundheit auf mehreren Ebenen fördern soll.

Blutiges Schröpfen im Islam

Religiös hat Hijama besonders in der islamischen Tradition eine tiefe Bedeutung. Es wird gesagt, dass der Prophet Muhammad Hijama praktizierte und empfahl. In den Hadithen, den Überlieferungen der Aussprüche und Handlungen des Propheten, finden sich zahlreiche Hinweise auf die Vorzüge von Hijama. So wird berichtet, dass er sagte:

„Das Beste, was ihr zur Heilung einsetzen könnt, ist Hijama.“

Diese starke Empfehlung hat Hijama zu einem wichtigen Bestandteil der prophylaktischen Medizin im Islam gemacht. Viele Muslime praktizieren Hijama heute nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern auch, um eine spirituelle Nähe zu den Traditionen des Propheten zu pflegen.

Vorteile des blutigen Schröpfens

Wer sich für Hijama und das blutige Schröpfen interessiert, hat wahrscheinlich von den vielfältigen Vorteilen gehört, die diese Praxis verspricht. Diese reichen von körperlichen über psychische bis hin zu spirituellen Verbesserungen. Einige Vorteile, die sich Anwender von Hijama erhoffen:

• Förderung der Blutzirkulation: Eine der hervorstechendsten Wirkungen von Hijama ist die Verbesserung der Blutzirkulation. Diese gesteigerte Durchblutung soll den Genesungsprozess des Körpers beschleunigen, indem sie die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Zellen verbessert und gleichzeitig hilft, Stoffwechselabfälle effizienter zu entfernen.
• Entgiftung des Körpers: Hijama unterstützt die natürlichen Entgiftungsprozesse des Körpers, indem es stagnierendes Blut, das potenziell schädliche Substanzen enthalten kann, aus dem Körper zieht. Dies kann zur allgemeinen Verbesserung des Wohlbefindens beitragen.
• Linderung bei Muskel- und Rückenschmerzen: Durch das Lösen von Verspannungen und die Verbesserung der Blutzirkulation soll Hijama zur Linderung von Rücken- und Muskelschmerzen beitragen können.
• Stressreduktion und emotionales Wohlbefinden: Hijama kann eine tief entspannende Wirkung haben, die Stress und Angstzustände reduziert. Diese psychische Entlastung fördert ein allgemeines Gefühl des Wohlbefindens und kann sogar die Schlafqualität verbessern.
• Stärkung des Immunsystems: Die Praxis kann das Immunsystem anregen, indem sie die Produktion neuer Blutzellen fördert und den Körper resistenter gegen Krankheiten macht.

Anwendungsbereiche vom blutigen Schröpfen

Blutiges Schröpfen zielt auf spezifische Körperregionen ab. Hier sind die wesentlichen Anwendungsbereiche auf den Punkt gebracht:

• Oberer Rücken und Schultern: Ideal für die Linderung von Schmerzen und Verspannungen in diesen Bereichen.
• Lendenbereich: Wird bei Rückenschmerzen und zur Unterstützung der Lendenwirbelsäule angewandt.
• Kopf und Nacken: Soll bei Kopfschmerzen und Migräne unterstützen und fördert die Entspannung.
• Beine: Unterstützt die Durchblutung und kann bei Beschwerden wie Krämpfen und Varizen helfen.

Ablauf des blutigen Schröpfens

Eine Hijama-Sitzung läuft in der Regel wie folgt ab:

1. Vorbereitung: Nach einer gesundheitlichen Beratung werden zunächst die Haut und die Instrumente desinfiziert.
2. Schröpfen: Die Schröpfgläser werden auf die Zielbereiche gesetzt, um die Haut vorzubereiten und die Durchblutung zu fördern.
3. Schnitte und Blutentnahme: Die Gläser werden entfernt, leichte Schnitte werden gemacht, und die Gläser werden wieder angebracht, um in ca. 3 Minuten stagnierendes Blut herauszuziehen.
4. Reinigung und Pflege: Nach der Blutentnahme werden die Schnitte gereinigt und desinfiziert.
5. Erholung: Patienten ruhen sich aus und trinken viel Wasser zur Unterstützung der Heilung.

Dieser Ablauf gewährleistet die Effektivität der Behandlung bei gleichzeitiger Minimierung von Risiken, unter der Bedingung, dass er von qualifizierten Praktikern durchgeführt wird.

Fazit: Wundermittel oder Aberglaube?

Blutiges Schröpfen, oder Hijama, steht im Schnittpunkt zwischen traditioneller Heilkunst und moderner Skepsis. Während zahlreiche Anwender von deutlichen gesundheitlichen Verbesserungen berichten, wie Schmerzlinderung und gestärktem Immunsystem, bleibt die wissenschaftliche Gemeinschaft vorsichtig und fordert weitere Forschung zur Bestätigung dieser Effekte.

Trotz der Debatte über seine Wirksamkeit bietet Hijama für viele Menschen neben physischen auch psychologische und spirituelle Vorteile. Obwohl es nicht als Wundermittel gelten kann, stellt es für Interessierte, die einen ganzheitlichen Ansatz suchen, eine faszinierende Option dar. Entscheidend ist, sich gut zu informieren und einen qualifizierten Arzt oder Heilpraktiker zu wählen.